Tierarzt oder Tierheilpraktiker – Wo ist da der Unterschied?

Jeder Tierhalter wird sich im Laufe seines Lebens zumindest ein Mal mit der Frage beschäftigt haben, wo genau der Unterschied zwischen einem Tierarzt und einem Tierheilpraktiker liegt. Im Zusammenhang mit dieser Frage existieren vor allem viele Halbwahrheiten und Vorurteile, die mit diesem Beitrag aus der Welt geschafft werden sollen.

 

Tierarzt und Tierheilpraktiker – was sich zunächst ähnlich anhört, sind im Grunde genommen zwei sehr verschiedene Berufsgruppen. Betrachtet man den beruflichen Werdegang, das fachliche Wissen und die tatsächliche Kompetenz, so können Welten zwischen einem Tierarzt und einem Tierheilpraktiker liegen. Wohlgemerkt, hier ist von „können“ die Rede. Denn gerade hinsichtlich der letzten beiden Punkte lassen sich die Berufsgruppen nicht verallgemeinern. Immerhin haben sie doch bei all ihren Unterschieden eines gemeinsam: das Wohl des Haustieres. Doch wann sollte man mit seinem Vierbeiner zum Tierheilpraktiker gehen und wann sucht man unter Umständen doch lieber einen Tierarzt auf? Um das zu entscheiden, muss man zuvor erst einmal wissen, womit sich die jeweilige Berufsgruppe beschäftigt.

 

Wann sollte ich zum Tierarzt gehen?

Beim Beruf des Tierarztes handelt es sich um eine geschützte Berufsbezeichnung. Das bedeutet, dass jeder, der sich so nennen möchte, zuvor eine Ausbildung absolviert haben muss. Diese dauert in der Regel mindestens elf Semester und umfasst verschiedene Staatsexamen. In der Zeit des Studiums sammeln die angehenden Tierärzte ein umfangreiches Grund- und Detailwissen über Themen wie Pharmakologie, Anatomie und Chirurgie. Dadurch ist es ihnen erlaubt, intensivmedizinische Eingriffe anzuordnen, notwendige Operationen durchzuführen und auf diese Weise lebensbedrohliche Krankheiten oder Verletzungen zu behandeln. Einen Tierarzt wirst Du vor allem dann aufsuchen müssen, wenn Dein Haustier akute Beschwerden aufweist, es geimpft werden muss oder es sich schwer verletzt hat. Für gewöhnlich besitzen Tierärzte in ihrer Praxis ein umfassendes Ausstattungs-Repertoire für diagnostische Zwecke – dadurch können sie unter anderem auf Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zurückgreifen. Wer bei seinem Vierbeiner also eine ernsthafte Beschwerde feststellt, sollte grundsätzlich erst einmal den Gang zum Tierarzt machen. Doch wie sieht es mit Tierheilpraktikern aus? Was unterscheidet sie von Tierärzten?

 

Wann sollte ich zum Tierheilpraktiker gehen?

Um diese Frage zu klären, schauen wir uns zuallererst einmal an, womit sich ein Tierheilpraktiker überhaupt beschäftigt und wie sich seine Tätigkeit von der eines Tierarztes unterscheidet. Das erste Unterscheidungsmerkmal zum Tierarzt ist die Berufsbezeichnung. Die ist nämlich nicht geschützt, was bedeutet, dass sich im Grunde genommen jeder als Tierheilpraktiker bezeichnen darf. Eine Ausbildung oder Prüfung ist dafür nicht zwingend notwendig. Das ist auch der Grund für eine Vielzahl der Vorurteile, die im Zusammenhang mit dem Berufsbild vorherrschen. Häufig gehen Tierbesitzer von der Annahme aus, dass Tierheilpraktiker keine Ahnung von den physiologischen und gesundheitlichen Zusammenhängen der Haustiere hätten. Aber nur weil die Berufsbezeichnung keine explizite Ausbildung verlangt, heißt das nicht, dass keine in Anspruch genommen wird. Und glücklicherweise ist der Teil der Tierheilpraktiker, auf welche die Vorurteile zutreffen, relativ gering. Wer unser Interview mit Tierheilpraktikerin Jacqueline Hettich gesehen hat, der weiß, dass viele ihrer Berufskollegen, sie eingeschlossen, eine Vielzahl an Schulungen und Weiterbildungen durchlaufen, um ihr Kompetenzprofil zu erweitern. Auch die Mitgliedschaft in einem Berufsverband kann als Qualifikationsnachweis dienen. Diese erfordert eine schriftliche, eine mündliche und eine praktische Prüfung, sowie eine Facharbeit. Damit ist gewährleistet, dass sich der jeweilige Tierheilpraktiker mit der Anatomie, Physiologie und Pathologie der jeweiligen Tierart auskennt. Zusätzlich dazu verpflichten sich die Mitglieder für gewöhnlich zur regelmäßigen Teilnahme an Fortbildungen. Diese haben sie dem Verband gegenüber nachzuweisen. Somit ist ein gewisses Grundlagenwissen jedenfalls nicht abzustreiten, auch wenn dieses in seiner Gesamtheit vermutlich nicht an die Expertise eines abgeschlossenen Studiums heranreicht. Unabhängig davon bleibt aber immer noch die Frage ungeklärt, warum man anstelle eines Tierarztes zu einem Tierheilpraktiker sollte.

 

 

Nun ja, in den meisten Fällen kommen Tierheilpraktiker dort zum Einsatz, wo ein Tierarzt nicht mehr weiterweiß. Das kann vor allem bei chronischen Krankheiten, neurologischen Leiden oder Allergien der Fall sein. Unter Umständen sind die Nebenwirkungen der klassischen Medizin stärker als ihr Heilungserfolg. Die Einnahme starker Medikamente sowie operative Eingriffe stellen besonders für ältere Tiere einen hohen Risikofaktor dar, weswegen von solchen Maßnahmen häufig abgeraten wird. Tierheilpraktiker konzentrieren sich in ihrer Arbeit daher auf alternative Heilformen. Die Möglichkeiten reichen von Akupunktur, über Kräutermedizin zu diversen anderen Formen der Naturheilkunde. Darüber hinaus nutzen viele Tierheilpraktiker Fütterung und Haltungsbedingungen der Haustiere als Stellschrauben ihrer Arbeit. Letztlich wollen sie dadurch vor allem die Symptomatik lindern und, insofern dies möglich ist, die Ursache beseitigen.

 

 

Geht man nun zum Tierarzt oder zum Tierheilpraktiker?

Grundsätzlich sollte man sich an dieser Stelle fragen, warum denn nicht auch einfach beides möglich ist. Es muss schließlich keine „Entweder…oder“-Entscheidung sein. Wenn Tierarzt und Tierheilpraktiker effektiv zusammenarbeiten, kann das Tier ganzheitlich behandelt werden. Dazu zählt ein gründlicher Austausch zwischen beiden Parteien. Stimmt die gemeinsame Absprache, dann lässt sich durch die Verbindung von tiermedizinischen und alternativ-tiermedizinischen Kenntnissen ein optimales Ergebnis erzielen – getreu dem Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei. Ein guter Tierarzt wird ebenso wie ein guter Tierheilpraktiker wissen, wann der jeweilige Kompetenzbereich überschritten ist und auf den jeweils anderen verweisen. Arbeiten Beide miteinander anstatt gegeneinander, so gibt es vor allem einen Gewinner, nämlich das Haustier.

 

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