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Eine Katze bei einem Becher

Katzencafés in Deutschland – absurd oder absolut genial?

In Deutschland werden immer mehr sogenannte Katzencafés eröffnet. Doch woher stammt der Trend, was steckt dahinter und ist das Konzept hinsichtlich Hygiene und Tierwohl überhaupt vertretbar?

 

Die Kaffeekultur in Deutschland könnte kaum unterschiedlicher sein. Da gibt es die einen, die auf den guten, alten Filterkaffee schwören und die anderen, deren Kaffee fast nur aus Milch und Zucker besteht. Es gibt die Fraktion, die einen entkoffeinierten Soja Latte präferiert, und diejenigen, die ihren Kaffee am liebsten zusammen mit einer Vielzahl von Katzen trinken. Ehm, Katzen und Kaffee – wie hängt das denn jetzt bitte zusammen? Die Erklärung dafür ist so einfach wie skurril. In vielen Städten Deutschlands gibt es nämlich immer häufiger sogenannte Katzencafés. Das sind an und für sich ganz gewöhnliche Lokale, nur dass hier eben viele Katzen durch die Räumlichkeiten toben. Schon klar, was Du Dich jetzt fragen magst.

Katzencafé… wie bitte?

Zugegeben, ein wenig skurril ist die Vorstellung schon. Da möchte man sich seine Zeit gerade mit einem heißen Cappuccino und einem schönen Stück Käsekuchen versüßen und plötzlich hüpft eine Katze über den gedeckten Tisch und tigert zwischen Kuchenservice und Kaffeetasse umher. Manch einer wird sich fragen, wie genau man hier entspannen soll, wenn einen die ständige Angst begleitet, dass der eigene Kaffee jeden Moment von einer der unzähligen Katzen umgeschmissen werden könnte? Dann wäre da noch die Frage, ob ein solches Café eigentlich hygienisch sauber sein kann – vor allem im Sinne der strengen, deutschen Vorschriften? Schließlich müssen die Vierbeiner ja irgendwo ihr Geschäft verrichten. Und überhaupt, ist diese Art der Haltung nicht Tierquälerei? Fragen wie diese mögen wohl den meisten Menschen beim Gedanken an ein Katzencafé als Erstes in den Sinn kommen. Doch ist diese Angst gerechtfertigt oder unbegründet?

 

Woher kommen die Katzencafés?

 

Die Idee, dass Katzen das alltägliche Kaffeekränzchen bereichern, stammt aus dem asiatischen Raum, genauer gesagt aus Taipeh. In der taiwanesischen Hauptstadt eröffnete 1998, also vor bereits mehr als 20 Jahren, das erste Katzencafé. Durch sein Alleinstellungsmerkmal erhielt es in kürzester Zeit den Ruf als Touristenmagnet. Vor allem die Urlaubsgäste der Nachbarinsel Japan fanden großen Gefallen an dem außergewöhnlichen Konzept. Trotz seines taiwanesischen Ursprungs, verbreiteten sich die Katzencafés daher vorrangig im Land der aufgehenden Sonne. Der Grund dafür ist schnell gefunden. Es ist nämlich seit jeher der hohen Einwohnerdichte der Großstädte geschuldet, dass sich die Mehrheit der japanischen Bevölkerung mit relativ kleinen Wohnungen zufrieden geben muss. Damit bleibt natürlich kein Platz mehr für Katzen. Wer dennoch Kontakt zu den Tieren haben wollte, der bekam mit Verbreitung der Katzencafés eine praktische Alternative. Nachdem mit dem Neko no Jikan 2004 das erste Café dieser Art in Osaka seine Pforten öffnete und nur ein Jahr darauf das Neko no Mise in Tokio geboren war, war die Welle der Katzencafés nicht mehr aufzuhalten. Heute dürfte es in ganz Japan schätzungsweise mehr als 150 Katzencafés geben. Diese Entwicklung kann man nur als Erfolg bezeichnen und einige Gründe für die Beliebtheit kennen wir nun bereits. Aber was spricht eigentlich noch so für den Besuch eines Katzencafés?

 

Warum sollte ich in ein Katzencafé gehen?

 

Schwarz weisse Katze mit einer Zunge

Es wurden bereits zwei Argumente genannt, die für den Besuch eines Katzencafés sprechen. Das eine ist natürlich die Anziehungskraft, die von einem solchen Café ausgeht, sowie die Neugierde, die es erweckt. Wie im Beispiel des taiwanesischen Katzencafés zieht ein solches Konzept zum einen Touristen an, aber eben auch Menschen, die es einfach einmal interessehalber ausprobiert haben wollen. Das zweite bereits genannte Argument hat im Gegensatz zum ersten nichts mit der freien Entscheidung der Menschen zu tun, sondern ist auf ihre äußeren Umstände zurückzuführen.

 

Dabei handelt es sich um den Wohnraum, der es vielen Menschen einfach nicht erlaubt, Haustiere zu halten. Das ist bei weitem kein Problem, was nur den Japanern geläufig ist. Erfahrungsgemäß ist es beispielsweise für Studenten üblich, dass ihr Wohnraum relativ begrenzt ist. Gerade Katzen wollen sich aber in den eigenen vier Wänden bewegen können. Wer ihr Wohl respektiert, wird sich somit keine zulegen. Wer jedoch trotzdem Zeit mit den Fellnasen verbringen möchte, dem steht dann eben ein solches Katzencafé zur Verfügung.

 

Ähnliches gilt auch, wenn die finanziellen Mittel die Ursache dafür sind, dass man sich keine Katze holt. Schließlich fangen die Kosten für eine Fellnase erst im oberen vierstelligen Bereich an. Das bedeutet, dass man für ein hoffentlich langes und erfülltes Leben seiner Katze mindestens 8.000 bis 10.000 Euro einkalkulieren sollte. Nicht verwunderlich also, dass viele Menschen bei dieser Vorstellung zweimal überlegen, ob sie die Kosten wirklich eingehen wollen. Wer sich dagegen entscheidet, hat mit den Katzencafés immerhin eine gute Möglichkeit, um trotzdem Zeit mit den Tieren zu verbringen. Alternativ kann man dafür natürlich auch einfach Tierbetreuer werden. Auf diese Weise vermeidet man nicht nur finanzielle Kosten, sondern verdient sogar noch etwas dazu.

 

Neben einem zu kleinen Zuhause und finanziellen Bedenken spielen auch noch ein dritter und ein vierter Faktor eine wichtige Rolle – Zeit und Verantwortung. Jemand der beruflich stark gefordert ist, der von seinem Job sehr eingespannt ist, wird für eine eigene Katze wohl kaum genügend Aufmerksamkeit aufbringen können. Das bedeutet nicht, dass man den Wunsch nach einem eigenen Haustier sofort verwerfen sollte. Von den Möglichkeiten, die es gibt, um ein Haustier trotz Vollzeitjobs zu halten, haben wir Dir in einem vergangenen Blogartikel bereits berichtet. Dennoch macht ein solcher Zeitmangel die ganze Angelegenheit natürlich nicht einfacher. Wer viel unterwegs ist, für den wird ein Katzencafé unter Umständen die einfachere Lösung darstellen.

 

Die Überlegung, welche Verantwortung die Anschaffung einer Katze bedeutet, sollte ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Möglicherweise ist die eigene Wohnung großflächig genug und man selbst finanziell, wie auch zeitlich unabhängig. Dennoch gibt es Gründe der eigenen Verantwortung, die einer Katze in diesem Zusammenhang widersprechen würden. Hat man zum Beispiel noch nie eine Katze besessen, so ist man unter Umständen überfordert. Der Besuch eines Katzencafés würde somit helfen, das Zusammenleben mit den Vierbeinern erst einmal auszutesten. Ein anderes Beispiel sind Rentner, die sich aufgrund ihres Alters nicht mehr zutrauen, eine eigene Katze zu halten. Für sie ist ein Katzencafé ideal, um den Kontakt zu den Fellnasen nicht abbrechen zu lassen.

 

Ein letzter Grund, der für den Besuch eines Katzencafés spricht, ist die dort herrschende Atmosphäre. Auf viele Menschen wirkt die Präsenz von Katzen nämlich beruhigend und sie nutzen den Besuch, um abzuschalten. Gerade wenn der Alltag einmal sehr stressig ist, kann eine Pause in einem Katzencafé für den gewünschten Ausgleich sorgen. Das Streicheln und Unterhalten der Vierbeiner dient als Ablenkung und erzielt damit fast schon eine therapeutische Wirkung. Wenn der Blutdruck also einmal wieder Gefahr laufen sollte, in gefährliche Höhen anzusteigen, dann darf man den Besuch in einem Katzencafé durchaus in Betracht ziehen.

 

Jetzt, da wir die verschiedenen Gründe kennen, weswegen es sich lohnen könnte, ein Katzencafé zu besuchen, werfen wir den Blick auf Deutschland. Wie schon gesagt gibt es in Japan bereits circa 150 verschiedene Cafés dieser Sorte. Doch wie sieht es eigentlich in Deutschland aus?

 

Ein Blick in die deutschen Katzencafés

 

Nicht ganz so groß ist die Auswahl in Deutschland, aber auch hier lädt das ein oder andere Katzencafé zum Mittagspäuschen ein. Das Erste dieser Sorte öffnete 2013 in München seine Pforten. Der frühere Investmentbanker Thomas Leidner rief den „Katzentempel“ ins Leben, nachdem ihm das Konzept zuvor in Wien begegnet war. In den darauffolgenden Jahren schlossen sich mit Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Aachen, Nürnberg, Karlsruhe und Bielefeld auch andere Städte in Deutschland an.

Hier haben wir schon einmal einige interessante Katzencafés aus Deutschland für Dich aufgelistet:

 

 

  • Im Zur Mieze treffen Katzen und Kuchen jeden Sonntag auf klassische Musik. Du findest das Katzencafé in Berlin.

 

  • Wer ein Fan von Nachhaltigkeit und Co. ist, der wird das Café Schnurrke lieben. Hier gibt es ganz viele vegane Speisen und zusätzlich legt man sehr viel Wert auf Zero Waste, sprich Müllvermeidung. Du findest das Katzencafé in Köln.

 

Mit Sicherheit liegt es auch an den durchaus strengen Hygienevorschriften hierzulande, dass die Bundesrepublik nicht mit so vielen Katzencafés aufwarten kann wie der asiatische Raum. Im Vordergrund stehen dabei vor allem Kriterien wie Tierwohl und Lebensmittelhygiene. Diese beginnen schon vor dem eigentlichen Eingang des Lokals. Dort befindet sich eine Art Schleuse, die gleich zwei Funktionen besitzt. Einerseits ist dadurch sichergestellt, dass die Katzen nicht weglaufen. Andererseits dient das Vorzimmer dazu, dass sich die Besucher ihre Hände desinfizieren und die Regeln des Hauses studieren können. Zu diesen zählt beispielsweise, dass man nicht raucht, mit Blitz fotografiert, eigene Tiere mitbringt oder die des Hauses füttert.

 

Zudem sollte man es auch akzeptieren, wenn die Katzen nicht gestreichelt werden wollen. Und gerade für Familien mit Kindern hat man wohl die Regel eingeführt, dass man die Fellnasen nicht am Schwanz ziehen soll. Hinter der Schleuse beginnt dann das eigentliche Katzencafé. Hier gelten natürlich erst recht strenge Vorschriften, angefangen bei den Maßen der Räumlichkeiten. So muss die frei verfügbare Bodenfläche bei ein bis zwei Katzen schon wenigstens 15m² betragen. Für jede weitere Fellnase benötigt man dann zwei zusätzliche Quadratmeter. Das Lokal muss darüber hinaus über eine Mindesthöhe von zwei Metern verfügen. Neben dem Bereich, in dem sich die Gäste des Cafés aufhalten, bedarf es für die Katzen auch noch eines separaten Rückzugs-, beziehungsweise Ruheortes. Dort können sie der Hektik und dem Trubel des Caféalltags entfliehen. Ein Ort, der ihnen diese Möglichkeit nicht bietet, ist die Küche. Hier gelten natürlich die strengsten Hygienevorschriften. Weder dürfen die Katzen zu den Köchen, noch dürfen die Köche zu den Katzen. Dafür sorgt ein gesonderter Zugang zur Küche. Speisen und Getränke finden ihren Weg zu den Gästen unterdessen durch eine geschickte Öffnung in der Küchenwand. Dabei sind die Bestellungen von einer Art Glosche geschützt. Sie sorgt dafür, dass garantiert kein einziges Katzenhaar auf Kaffee oder Kuchen gelangt. Und apropos Katzen.

 

Es ist nicht nur wichtig, dass das gesamte Katzencafé grundsätzlich katzensicher ist – es sollte vielmehr im Sinne der Katzen gebaut sein. Das bedeutet, es muss nicht nur genügend Katzenklos, sowie Futter- und Wassernäpfe geben, sondern auch ein umfangreiches Angebot an Kratz- und Spielmöglichkeiten. Immerhin wollen die Fellnasen auch unterhalten werden. Eine letzte Vorschrift gibt es dann noch und sie betrifft die Inhaber des Katzencafés. Bevor das nämlich überhaupt seine Türen öffnen darf, muss der- oder diejenige zuvor zwei Sachkundeprüfungen abgelegt haben. Damit ist sichergestellt, dass man sich mit Themen wie Haltung, Gesundheit und Hygiene der Fellnasen auskennt. Erst wenn auch all diese Vorschriften beachtet wurden und man jegliche Vorkehrungen getroffen hat, steht der Eröffnung des Katzencafés wirklich nichts mehr im Wege. Bis dahin ist es allerdings ein aufwendiger Prozess.

Lohnt sich der ganze Aufwand für ein Katzencafé?

 

Die Antwort auf diese Frage muss wohl ganz klar mit “Ja” beantwortet werden. Die Katzencafés erfreuen sich auch in Deutschland einer immer größeren Beliebtheit. Der Süddeutschen Zeitung verriet Katzentempel-Inhaber Thomas Leidner, er müsse seine Gäste an Wochenenden zum Teil sogar wieder hinaus bitten, weil das Café schlichtweg voll sei. Die Zahl an Reservierungen sprechen für das Konzept. Nicht ohne Grund haben schon kurz nach Eröffnung des Münchner Katzentempels weitere Ableger des Franchises ihre Pforten in Leipzig, Nürnberg und Hamburg geöffnet. Sicherlich verdanken diese Projekte ihren Erfolg auch dem ihnen zugrundeliegenden Gedanken des Tierschutzes. Nicht selten werden die Katzen nämlich aus dem Tierheim geholt. Im Falle des Münchner Katzentempels gibt es beispielsweise auch eine Spendenbox für eines der regionalen Tierheime. Und zusätzlich dazu verkauft Leidner verschiedene Souvenirs, deren Erlöse für Hilfsprojekte bestimmt sind. Klar, dass man ein solches Engagement gerne unterstützt. Wenn dann auch noch Kaffee und Kuchen schmecken, spricht wohl nichts mehr gegen den Besuch eines Katzencafés.

Nun würde uns interessieren, ob Du in Deutschland bereits ein Katzencafé besucht hast und falls ja, wie Deine Erfahrungen aussahen. Schreib es uns doch bei Instagram.

 

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